Designer Amah Ayivi macht aus Müll individuelle Mode-Schätze
In Frankreich ist Amah Ayivi mit seiner Marke Marché Noir Lomé Paris sehr bekannt. Jetzt besuchte er mit seiner Upcycling-Kollektion den Pop-Up Store La Tribune Noire im Alten Wall.
Woran erkennt man einen coolen Dude? Er versucht nicht cool zu sein, sondern ist es einfach und ruht in sich selbst. Genauso ist es bei Amah Ayivi, in Togo geboren und seit seinem 12. Lebensjahr in Paris lebend. Auf Einladung von André Cramer und seinem Pop-up Shop La Tribune Noire im Alten Wall kam der charismatische Designer das erste Mal nach Hamburg, um seine Upcycling-Kollektion Marché Noir Lomé Paris zu präsentieren.
Amah hat lange, bevor es en vogue wurde, mit Secondhand Mode gearbeitet, um durch Upcycling eigene individuelle Mode-Pieces zu kreieren. Dafür sucht er auf Märkten in seinem Heimatland Togo nach Stücken, die ursprünglich in Europa in Spendentonnen geworfen wurden, um am Ende auf afrikanischen Märkten zu landen und verkauft zu werden. Togo gehört zu den wenigen afrikanischen Ländern, in die Kleiderspenden noch eingeführt werden. 2016 war es laut „Observatory of Economic Complexity“ Kleidung im Wert von 54 Mio. Dollar. Amah Ayivi beschäftigt Helfer, die genau wissen, wonach der Designer für seine Upcycling-Mode auf den Märkten von Togos Hauptstadt Lomé sucht. Anschließend bringt er sie im Look seiner Marke Marché Noir Lomé Paris zurück nach Europa. „Ich mache aus Müll Schätze“, kommentiert er seinen Modeansatz, der soziale Verantwortung ganz selbstverständlich ins Business integriert hat.
Amah Ayivi und seine Marke Marché Noir Lomé Paris sind in Frankreich sehr bekannt.
Mode-Melange aus afrikanischen und europäischen Einflüssen
Bisher konnte man seine Stücke in Pop-up Shops und online finden. In Deutschland wird er exklusiv von La Tribune Noire verkauft – auch im Pop-up Store im Alten Wall. In Zukunft will er aber im schönen Marais in Paris einen festen kleinen Laden mit Büro eröffnen. Denn Amah Ayivi hat längst einen Nerv getroffen. Immer mehr Menschen stellen die Fast Fashion Industrie in Frage. „Ich mag keine Mode-Saison und keine festen Kollektionen“, erzählt der hochgewachsene Designer mit den auffälligen Ringen. Er produziert nach Bedarf. Sind seine Stücke ausverkauft, produziert er neu. Neben den Upcycling-Stücken gehören Tuniken in afrikanischen Mustern – die sogenannten Batakari - zu seinen Bestellern. Frauen tragen sie häufig als Kleid. Er lässt sie in Ghana in traditionellen Webereien produzieren. So verschmelzen europäische und afrikanische Einflüsse zu einer neuen spannenden und höchst attraktiven Melange.
Ayivi trägt gerne auffällige Ringe.
Seine Stilsicherheit hat er von seinem Vater geerbt. „Mein Vater ist meine größte Inspiration. Er war elegant, trug traditionelle Gewänder ebenso selbstverständlich wie Anzüge mit Hüten.“ Seine Familie gehörte zur Mittelschicht in Togo und noch immer fährt Amah Ayivi gerne in sein Heimatland. „Togo inspiriert mich“. Er mag vor allem den Streetstyle, denn die meisten Menschen haben dort nicht viel Geld und kreieren aber auf höchst kreative Weise mit einfachen Mitteln ihren eigenen Look. Aber er bringt auch von Reisen in andere Länder wie Ghana, Japan und USA Ideen für seine Mode mit.
Typisch für sein Label Marché Noir sind übrigens Shirts und Jacken mit Sicherheitsnadeln. Sie waren und sind ein Symbol gegen Rassismus. Auch deswegen wird sein Label wird besonders gerne von schwarzen Kunstschaffenden, Musikern und Musikerinnen wie Neneh Cherry und Rapper Saul Williams getragen. Der deutsche Sternekoch Nelson Müller ist ebenfalls Fan der Brand.
Die Shirts und Jacken mit Sicherheitsnadeln sind ein Symbol gegen Rassismus.
Neben seiner Modemarke betreibt Amah Ayivi mit jungen Talenten etwa aus Kunst, Mode und Musik auch noch die Kreativagentur und Beratung „Noble Soul Men“. Darüber hinaus ist Amah seit mehr als zwei Jahrzehnten ein gefragter Stylist. Und so fließen seine Ideen in die unterschiedlichsten kreativen Bereiche. Den Beratungsbereich möchte er künftig noch weiter ausbauen.
Wir sind sicher – von Amah Ayivi werden wir auch in Deutschland noch viel hören und sehen.