Wenn wir uns einen Shop ganz nach unseren eigenen Vorstel­lungen wünschen könnten, würde er viele coole Produkte führen, die es nicht an jeder Ecke gibt, am besten noch nachhaltig produ­ziert sind und verkauft werden von Menschen, die eher wie Freun­dinnen sind als wie klassi­sches Verkaufs­per­sonal. Der Laden „Werte Freunde“ von Janine Werth am Großen Burstah 42, mitten im Nikolai­viertel gelegen, kommt dieser Vorstellung schon verdammt nahe. „Mein Wunsch war es, ein Geschäft zu eröffnen, das so wie der Einzel­handel früher ist. Nahbar, weil man weiß, welche Menschen zu einem kommen und so geführt, dass man einen bleibenden Eindruck hinter­lässt“, fasst Janine Werth ihre Vision zusammen. Bei ihr einzu­kaufen, macht Spaß, weil man dem Personal anmerkt, dass es gerne im Laden Kundinnen und Kunden berät und man endlos viele neue Marken entdeckt, die man auch noch mit gutem Gewissen einkaufen kann. Denn bei „Werte Freunde“ findet man ausschließlich nachhaltige Textilien, Natur­kos­metik, Schuhe und einige besondere Produkte wie zum Beispiel die Kräuter­tink­turen von Kruut. Der Shop ist der einzige nachhaltige Concept-Shop dieser Art in ganz Deutschland.

Mischung aus Alt-Bewährtem und Neuem wichtig

2018 eröffnete die gebürtige Bremerin mit viel Elan ihren Laden, der gleich auf gute Resonanz stieß. 2019 lief es so gut, dass die quirlige Shop-Besit­zerin mit viel Optimismus ins nächste Jahr blickte. Dann kam Corona. Und zwei Jahre mit Schlie­ßungen, die das junge Unter­nehmen in Schieflage brachte. Zwar trug die besondere Sorti­ments­mi­schung den Shop durch die akute Krise, doch das geplante Wachstum geriet natürlich ins Stocken. Aufgeben ist für Janine Werth jedoch keine Option. Derzeit sucht sie nach Geldgebern, um „2023 aus dem Sorgen­stress­fahr­wasser herauszukommen“.

Anmerken tut man ihr den Stress nicht. Mit unfass­barer Energie und Lust am Machen gestaltet sie den Shop auf 350 m² mit ihrem Team aus elf Leuten. Das Sortiment umfasst einen Mix aus bekannten und neuen Marken. „Diese Mischung ist wichtig. Altbe­währtes wie Dr. Hauschka aus Deutschland in Kombi­nation mit Neuem wie Ilia aus den USA machen den Erfolg aus. So sprechen wir auch mehrere Zielgruppen gleich­zeitig an. Bei Mode setzen wir auf Rennpferde wie Armedangels und Knowledge Cotton Apparel, denn wir wollen ein breites Publikum ansprechen. Mit Nischen­marken kann ich keinen Laden dieser Größe befeuern“, erläutert Janine Werth. Neben dem Kaufsor­timent können Kundinnen auch Kosme­tik­be­hand­lungen in Anspruch nehmen.

Janine Werth selbst ist durch ihre Mutter mit dem Thema Natur­kos­metik groß geworden und ist ausge­bildete Natur­kos­me­ti­kerin. Aber dies ist nur eine Facette ihrer eindrucks­vollen Laufbahn, bevor sie ihren Shop aufmachte. Werth arbeitet seit sie 19 ist, zunächst bei Amazon, als den Großver­sender noch keiner richtig kannte, danach bei der Natur­kos­me­tik­marke Lavera im Außen­dienst, sie hatte eine Bio-Drogerie in Berlin und war für den Filialist Müller tätig, bevor sie sich mit einer Beratung selbst­ständig machen wollte. Eine Frau mit scheinbar sieben Leben. Aber vielleicht haben gerade diese zahlreichen und unter­schied­lichen Erfah­rungen ihre Resilienz für die aktuell schwie­rigen Zeiten im Einzel­handel gestärkt.

Ein Beispiel für persönlich geführten und nahbaren Einzelhandel

Auf die Idee, selbst wieder einen eigenen Laden aufzu­machen, kam sie während ihrer Zeit als Beraterin. „Eine Kundin hat mir damals ihr Laden­ge­schäft gezeigt und da hat etwas zu mir gesprochen“, so Janine Werth. Ein Jahr lang arbeitete sie am Konzept und der Name entstand in Zusam­men­arbeit mit ihrem Freund. „Ich wollte auf keinen Fall etwas mit Green oder so ähnlichem Gedöns. Das konnte ich nicht mehr hören“, erzählt sie schmun­zelnd. Und so schlägt der Shop-Name nun einen wunder­baren Bogen zwischen ihrem eigenen Namen und dem Anspruch, auf persön­liche Weise zu beraten.

Auch wenn ihr Shop eine große Auswahl an Marken und Produkten bietet, möchte Janine Werth dennoch, dass mit Achtsamkeit geshoppt wird. „Ich will hier keine Konsum­hölle. Unsere Kundschaft soll nur kaufen, was sie wirklich braucht.“ Trotz der schwie­rigen vergan­genen Jahre hat sich „Werte Freunde“ eine loyale Stamm­kund­schaft erarbeitet. Eine Serie im Hamburger Abend­blatt über die Entwicklung ihres Geschäfts hat zusätzlich neue Zielgruppen auf den Laden aufmerksam gemacht. Dennoch ist das Potential noch groß. Janine Werth ist sich sicher, dass nur ein Bruchteil der Menschen in Hamburg ihren Shop kennen. Und der Trend zu nachhal­tigem Shoppen wächst seit Jahren. Keine schlechten Voraus­set­zungen für die Zukunft. Gerade hat Janine Werth ihren Mietvertrag verlängert. „Weitere Träume“ wird sie sich mit dem Shop jedoch nur mit finan­zi­eller Unter­stützung leisten können. Sie selbst ist unermüdlich im Einsatz für ihren Laden. Auch sonntags arbeitet sie vom Sofa aus, um etwa ihre Social-Media-Kanäle und damit letztlich auch Umsatz zu pushen.

Wenn sie mal durch­atmen will, ist sie „gerne überall dort, wo Wald ist“. Auch der Hafen ist für sie ein „magischer Ort“. Für die Innen­stadt in Hamburg wünscht sie sich mehr Vielfalt. „Es wäre toll, wenn man Läden aus Eppendorf oder Eimsbüttel hier etablieren könnte.“ Sie weiß, wie wichtig es auch für ihren Laden ist, dass Menschen einen guten Grund haben, in die Innen­stadt zu kommen. Und dafür braucht es eben mehr indivi­duelle Läden wie Werte Freunde.

Tipp für das Nikolaiviertel:

• Hilde Leiss, seit Jahrzehnten eine Insti­tution für Schmuck und inter­na­tio­nalem Kunsthandwerk

https://hilde-leiss.de/

• Nord Coast: laut Janine mit dem besten Service­per­sonal und toller Karte

https://www.nordcoast-coffee.de/

• Spacca­forno mit der viel gelobten Pizza wie aus Neapel

https://spaccaforno.de/

 

Links zur Website und zum Instagram-Profil von Werte Freude:

https://wertefreunde.de/

https://www.instagram.com/wertefreunde/