Plattform La Tribune Noire wagt mit Marken aus der Black Community den nächsten Sprung

Plattform La Tribune Noire wagt mit Marken aus der Black Community den nächsten Sprung 3500 2333 Verena Liebeck
#behind­the­s­cenes

Plattform La Tribune Noire wagt mit Marken aus der Black Community den nächsten Sprung

19. Juli 2023

Bis Ende 2022 betrieb André Cramer seinen Pop-up-Store am Alten Wall, seit April bespielt er mit befreun­deten Unter­nehmen das Erdge­schoss im Jupiter an der Mönckebergstraße.

Durch die großen Schau­fens­ter­scheiben sehen wir schon einige Menschen beim Kaffee sitzen, obwohl es noch recht früh ist. Im Inneren werden wir mit Vogel­ge­zwit­scher und loungiger Musik von einem wie immer gut gelaunten André Cramer empfangen und staunen nicht schlecht, als wir uns auf der Erdge­schoss­fläche im Jupiter an der Möncke­berg­straße umschauen. Die 1000 m² große Erdge­schoss-Fläche im ehema­ligen Karstadt-Sport-Gebäude wurde mit Hilfe des Zwischen­nut­zungs­pro­gramms der Hamburger Kreativ Gesell­schaft umgenutzt und vom Retail- und Modeex­perten Cramer komplett kuratiert. Die Fläche wurde dabei in mehrere Shop-in-Shop-Segmente unter­teilt und wirkt dank eines profes­sionell umgesetzten Laden­bau­kon­zepts, das von der Modemarke Tom Tailor mit gesponsort wurde, überhaupt nicht wie eine Übergangs­lösung. An einigen Wänden hängen Tapeten in modernem Design, die Gestaltung ist luftig und trans­parent. Hier präsen­tiert sich ein Concept-Shop im besten Sinne.

Auf 130 m² zeigt André Cramer seit April sein Sortiment mit Marken Schwarzer Designer und Designe­rinnen, darunter auch die angesagte Modemarke Marché Noir, die Fundstücke von afrika­ni­schen Kleider­märkten zu indivi­du­ellen Stücken upcycelt. Die anderen Flächen hat er unter­ver­mietet. Natürlich nicht an irgend­je­manden, sondern an Brands aus der Black Community. So findet man neben Mode, Geschenk- und Dekoar­tikeln, Geschirr, auch großartige Klein­möbel und Lampen der Marke Always Welcome. Der vielfach ausge­zeichnete Modemacher Paul Kadjo hat ein Atelier im Jupiter bezogen, in dem er arbeitet und auch einen Showroom betreibt. Die Röstlich Coffee Brothers betreiben das Café, in dem es nicht nur leckere Kaffee­spe­zia­li­täten gibt, sondern jeden Donnerstag auch alkoho­lische und nicht alkoho­lische Cocktails zur Musik eines DJs.

Learnings vom Alten Wall für Jupiter genutzt

„Die Hamburg Kreativ Gesell­schaft hat mich angesprochen, ob ich die Flächen gestalten will. Nachdem ich am Alten Wall ausge­zogen bin, war mir klar, dass ich in der Innen­stadt bleiben möchte“, erzählt Cramer. Im Jupiter erhielt er die Chance, nach seinen eigenen Vorstel­lungen mit Förder­geldern der Stadt eine ganze Etage zu kuratieren. Darunter ist auch ein Shop, in dem regel­mäßig immer wieder Marken und Produkte ausge­tauscht werden, um dem Publikum stets Neues zu präsen­tieren. Solche Konzepte kennt man bislang nur aus dem Ausland. „Am Alten Wall konnte ich im Kleinen mein Konzept üben, natürlich kann man eine solche Großfläche nur im Kollektiv bespielen“, konsta­tiert er. Auch wenn auf so einer großen Fläche viel neu bedacht werden muss, seine herzliche und persön­liche Art hat er beibe­halten. „Ich versuche immer, jeden zu begrüßen und spreche auch viel mit Touristen.“ Denn Besuchende der Hanse­stadt schauen sich gerne im Jupiter um, liegt das Kreativ-Kaufhaus doch an der Schnitt­stelle, wo sich unweit des Haupt­bahnhofs Kunst­meile und Shopping­meile treffen. An Samstagen besuchen locker 700 Menschen das Jupiter Gebäude. Das liegt auch daran, dass die Abkle­bungen an den Türen durch Trans­pa­rente ersetzt wurde, das Sicher­heits­per­sonal steht nicht mehr vor der Tür, sondern im Inneren. Viele Menschen trauten sich vorher nicht in die Fläche. „Wir hatten viele Learnings“, erzählt Cramer und so wird immer noch feingetunt.

Ein Innen­stadt­konzept für die Zukunft

Neben Touristen profi­tieren La Tribune Noire und die Partner­marken von der Kunst­szene, die in den mittleren Stock­werken einge­zogen ist und ein Publikum ins Jupiter lockt, das auch hochpreisige Produkte kauft. So veran­staltet der Landes­verband der Galerien immer wieder neue Ausstel­lungen. Auch die Hansea­tische Materi­al­ver­waltung ist jetzt im Jupiter behei­matet und zeigt Teile des Fundus für Kulissen und Requi­siten. Außerdem betreiben sie eine Bar. Donnerstags, freitags und samstags sind immer DJs vor Ort. Auf der großzü­gigen Terrasse lässt man gerne Sommer­abende ausklingen. Im Sommer wird es für Kinder Kurse geben, um den Umgang mit Drohnen zu lernen. Und, und, und.

Im zweiten Jahr der Zwischen­nutzung hat das Jupiter Kaufhaus somit deutlich an Profil und Profes­sio­na­lität gewonnen. Man merkt, dass alle Mieter ihr Handwerk verstehen und nicht vor sich hin daddeln. Diese Art spannender Insze­nierung von Großflächen könnten Vorbild für andere große Leerflächen in der Stadt sein. Die Frequenzen im Jupiter machen Mut. Das Konzept im zweiten Jahr Spaß. Auch wenn das Zwischen­nut­zungs­pro­gramm nur bis Ende des Jahres läuft, hofft André Cramer auf eine weitere Verlän­gerung. „Ich bin davon überzeugt, dass es sich eine Stadt wie Hamburg nicht leisten kann, so eine große Fläche leerstehen zu lassen.“ Ideen, wie man das Konzept im Jupiter noch weiter­ent­wi­ckeln kann, hat er bereits. So könnte er sich gut ein Bistro zusätzlich auf den Flächen vorstellen. Demnächst sollen Tische und Stühle des Cafés auf dem Bürger­steig stehen und noch mehr Menschen auf das Kreativ-Kaufhaus aufmerksam machen. Was immer aus Jupiter wird, eins steht fest. Die Entwicklung der Innen­städte profi­tiert wesentlich vom Engagement der Privat­wirt­schaft und  indivi­du­eller Mache­rinnen und Macher wie André Cramer.

Wir kommen auf jeden Fall wieder.

Weitere Infos:

https://latribunenoire.de/en/int/

https://www.alter-wall-hamburg.de/la-tribune-noire-plattform-fuer-schwarze-kreateure-und-designer/

https://www.jupiter.hamburg/