Wie der Künstler Olafur Eliasson unseren Blick auf den Hamburger Himmel verändert

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Wie der Künstler Olafur Eliasson unseren Blick auf den Hamburger Himmel verändert

26. Mai 2021

Haben Sie schon mal darüber nachge­dacht, wie Sie sich durch die Stadt bewegen? Worauf Sie achten, wohin der Blick geht? Meist schauen wir einfach nach vorne, auf unser Ziel oder nach unten auf unsere Schritte.

Ganz selten richtet sich der Blick nach oben zu den Gebäuden, Bäumen oder gar dem Himmel. Genau diese Beobachtung inspi­rierte den dänisch-islän­di­schen Künstler Olafur Eliasson zu den zwei spekta­ku­lären Skulp­turen auf dem Alten Wall. Sie flankieren vor der geschichts­träch­tigen Kulisse des ikoni­schen Gebäude-Ensembles die beiden Enden des Boule­vards und bilden zusammen das Kunstwerk Gesellschaftsspiegel.

Der Künstler von Weltrang entwi­ckelte Gesell­schafts­spiegel eigens für den neu gestal­tetet Flanier-Boulevard. Die zwei geome­tri­schen Skulp­turen sind mit braun­schwarz patiniertem Messing ummantelt. In den neun Meter hohen Türmen verbergen sich Kalei­do­skope, die auf Stützen über den Köpfen der Passanten schweben – eines mit dreieckigem, eines mit rhombi­schem Grundriss. Beim Blick nach oben in die verspie­gelten Kalei­do­skope lässt sich je eine facet­tierte Kugelform entdecken, in deren Zentrum ein Stück Himmel einge­fangen wird. Dank der verschie­denen Grund­formen der Kalei­do­skope erscheinen beide Kugeln unter­schiedlich. Auch wechselnde Licht- und Wetter­ver­hält­nisse sowie unter­schied­liche Betrach­tungs­standorte beein­flussen das Kunstwerk.

Bei Gesell­schafts­spiegel handelt es sich um dynamische, sich verän­dernde Skulp­turen, bei denen der Betrachter aktiv Teil der Kunst wird. Kein Wunder, dass man häufig Menschen unter den Skulp­turen stehen sieht, die sich drehen, ihre Perspektive ändern, um immer neue Facetten der umlie­genden Gebäude wie etwa vom Hamburger Rathaus zu entdecken. Fotografien von den verspie­gelten Kalei­do­skopen zu verschiedene Licht­stim­mungen gehören inzwi­schen zu den belieb­testen Foto-Sujets von Besuchern und Besuche­rinnen der Innen­stadt. Die Inter­aktion der Menschen mit dem Kunstwerk belegt auch einmal mehr Eliassons These, dass „Kunst eine Sprache ist, die das Potential hat, Menschen in Bewegung zu versetzen.“

Mitten im Herzen der hansea­ti­schen Metropole zwischen Rathaus und Handels­kammer sind wir alle einge­laden, über unsere eigene Wahrnehmung nachzu­denken und unseren Blick durch die Kunst­werke bewusst zu erweitern. Vor allem möchte uns Olafur Eliasson dazu animieren, den Himmel stärker zu beachten. „Der Himmel ist ein entschei­dender Teil der Stadt­land­schaft: er ist unser gemein­samer, geteilter Raum. Gesell­schafts­spiegel würdigt diesen langsamen Blick nach oben. Mit seinen beiden Spiegel­pa­villons – die Innen- und Außenraum zugleich sind – lädt mein Kunstwerk dazu ein, ‚öffent­liches Ich‘ und innere Selbst­wahr­nehmung mitein­ander in Einklang zu bringen. Und es lädt ein, uns selbst zu positio­nieren, in Beziehung zu setzen zur Gesell­schaft, ebenso wie zum Himmel“, erläutert der Künstler, für dessen Arbeit Natur­phä­nomene wie Wasser, Licht, Eis, Nebel und Refle­xionen schon immer eine wichtige Rolle gespielt haben.

Zusammen mit dem im Gebäude ansäs­sigen Bucerius Kunst Forum gewinnt die Kunst somit eine große Bühne am Alten Wall. Ermög­licht wurde die Reali­sierung des Kunst­werks durch Art-Invest Real Estate, die die Skulp­turen gestiftet hat und als Dauer­leihgabe vor dem Gebäude ausstellt.