Mit den Hamburg Guides auf den Spuren Hamburgs: Eine Zeitreise durchs Nikolaiviertel
Mit dem Gästeführerverein Hamburg Guides verbindet der Alte Wall eine lange Partnerschaft. Die ausgebildeten Gästeführer vermitteln ihr Wissen interessant und kenntnisreich. Diesmal waren wir mit ihnen im Nikolaiviertel unterwegs.
Hamburgs Seele beginnt am Alten Wall – davon ist Gästeführerin Gudrun von den Hamburg Guides überzeugt. „Hier haben wir auf Müll gebaut und Weltgeschichte geschrieben“, scherzt sie, während wir auf den einst aufgeschütteten Schutzwall blicken. Früher wurde er im Volksmund auch „Dreckswall“ genannt, erzählt Gudrun augenzwinkernd, „denn er war auf aufgeschüttetem Müll und Unrat erbaut – hanseatische Bodenständigkeit in Reinform“. Ursprünglich war er ein Schutzwall im 15. Jahrhundert, später auch Zentrum jüdischen Lebens, voller Cafés, Restaurants und Treffpunkte. Hier saß sogar Heinrich Heine und verfasste seine berühmten Gedichte.
Die Trostbrücke
Das Herz der Kaufmannsstadt
Nur wenige Schritte weiter an der Trostbrücke schlug einst Hamburgs erstes wirtschaftliches Herz. Zwischen Land- und Wasserwegen florierten Handel und Börsengeschäfte – 1558 wurde hier, damals unter freiem Himmel – Deutschlands erste Börse gegründet. Und damit der Grundstein für Hamburgs Aufstieg zur Welthandelsmacht. „Ein echter Handels-Hotspot der Hansezeit“, sagt Gudrun, während sie auf die alte Brücke zeigt, über die Kaufleute mit ihren Auftragsbüchern strömten.
Ein mahnender Blick in die Geschichte erwartet uns an der Nikolaikirche. Nach dem Großen Brand im 19. Jahrhundert als stolzer neugotischer Bau mit dem damals höchsten Kirchturm der Welt errichtet, blieb nach der Bombennacht von 1943 nur eine Ruine. Heute ist sie ein stilles Mahnmal gegen Krieg und Zerstörung – und ein Ort des Innehaltens. Im Inneren erzählen Ausstellungen von den dunklen Stunden der Stadt. Und der Kirchturm gehört noch immer zu den fünf höchsten in Deutschland.
Die Nikolaikirche
Bier als Exportschlager
Am Hopfenmarkt erinnert Gudrun uns an die frühere Lebhaftigkeit des Platzes. Einst das Zentrum des Hamburger Bierhandels, war das dort gebraute Bier ein Exportschlager – das Geheimnis der Rezeptur so gut gehütet, dass Braugesellen nicht auf Wanderschaft gehen durften. „Hopfen statt Gerste – unser Bier hatte Weltruhm“, erzählt Gudrun und deutet auf den Marktfrauen-Brunnen, der an diese glorreichen Zeiten erinnert.
Am Großen Burstah, der ehemaligen Hauptverkehrsader, endet unsere Reise. Zwischen Flaniermeile und Straßenbahnknotenpunkt ranken sich Legenden um den Namen. „Vielleicht“, lacht Gudrun, „riefen hier tatsächlich Brauerknechte den Bauern zu: ‚Bur stah!‘ – Bauer, bleib stehen!“ Wahrscheinlicher ist jedoch die nüchterne Deutung: „Bürgergestade“ – ein Hinweis auf den Stolz der alten Hanseaten.
Der Brunnen am Hopfenmarkt
Fazit:
Ein Spaziergang durchs Nikolaiviertel ist eine Zeitreise voller Entdeckungen. Zwischen alten Mauern und neuen Perspektiven erzählen die Hamburg Guides die lebendige Geschichte Hamburgs. Und davon kann man mit den Gästeführern natürlich noch weit mehr entdecken.
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