Markus Voigt: Der Musiker hinter den Schleusenkonzerten am Alten Wall
Schon mit 15 hatte er seine eigene Jazz-Band, er ist musikalischer Leiter am Schmidts Theater und Schmidts Tivoli und begleitet seit fünf Jahren mit seinem Sextett das Inter/Wall Festival am Alten Wall.
Als die ersten Posaunentöne durch den Alten Wall fliegen, bleiben die Passanten sofort stehen. Unter einer der Kunstskulpturen von Olafur Eliasson steht Markus Voigt und posiert für ein Foto. Dabei improvisiert er und schickt immer wieder neue Melodien in den lauen Sommerabend. Der gebürtige Norddeutsche ist das, was man einen Vollblutmusiker nennt.
Schon im Alter von elf Jahren lernte er Trompete – nicht, dass dies sein Wunschinstrument gewesen wäre. Doch sein Freund hatte ihm im Schulorchester quasi das Schlagzeug vor der Nase weggeschnappt, und ihm blieb nur das Blasinstrument. Wenige Jahre später gründete er bereits seine erste Jazz-Band, wenig später sogar eine zweite. „Mit der einen Band spielten wir traditionellen Jazz, mit der anderen eine Art von Jazz-Rock-Fusion“, erinnert er sich. In Hamburg studierte er anschließend Posaune und Jazz. Neben Trompete und Posaune spielt er außerdem Klavier und Sousaphon – ein Instrument, das auch bei den inzwischen berühmten Schleusenkonzerten am Alten Wall immer wieder zum Einsatz kommt.

Ein Musiker mit vielseitigem Können
Schon während des Studiums rutschte er in die Hamburger Theater-Szene. Noch heute ist er musikalischer Leiter vom Schmidts Theater und Schmidts Tivoli. Auch seine Geschichte mit Michael Batz, dem Erfinder des Blue Port und künstlerischen Leiter des Inter/Wall Festivals, reicht lange zurück. Immer wieder haben sie zusammengearbeitet. Gemeinsam heckten sie die Idee zu Hamburgs ersten und einzigem Schleusenkonzert aus. Für das Konzert komponiert und arrangiert er auch die Stücke. Nachdem in den ersten Jahren die Konzerte direkt auf der Rathausschleuse stattfanden, wird das Floodgate Brass Sextett in diesem Jahr erneut auf der Marion-Gräfin-Dönhoff-Brücke spielen – nicht nur wegen der tollen Akustik, sondern weil die Truppe es mag, mitten im Geschehen zu stehen.
Auch wenn er immer wieder mit unterschiedlichen Formationen auftritt, fest in einem Orchester-Ensemble zu spielen, hat ihn nie gereizt. „Ich bin dann doch zu sehr Individualist und Komponist.“ Markus Voigt mag es eben, viele Hüte aufzuhaben: Er ist Komponist, Arrangeur, Texter, Musiker – und hin und wieder auch Schauspieler. Mit fünf Gleichgesinnten macht er nämlich unter dem Label „Axensprung“ politisch-historisches Theater. 2023 wurde die Theatergruppe sogar für ihr Stück Kampfeinsatz und damit für ihr „künstlerisches Eintreten für Freiheit und Demokratie“ vom Bundesministerium der Verteidigung mit einem Preis ausgezeichnet. Gemeinsam werden die Stücke entwickelt, geschrieben – und auch gespielt.
Langweilig dürfte ihm also nicht werden. Seine beiden Söhne sind übrigens keine Musiker. Dennoch tauscht er sich viel mit ihnen über Musik aus. Rap sieht er als letzte Neuerung in der Musik – und „als Rettung der Lyrik“, ergänzt er lachend.
In seiner Freizeit hört Voigt gerne Jazz und Weltmusik. Auf eine einsame Insel würde er auf jeden Fall Miles Davis (nicht Davies) mitnehmen, eine späte Cat-Stevens-Platte, Revolver von den Beatles, die zweistimmigen Inventionen von Bach und brasilianische Musik von Edu Lobo. Auch an seinem Musikgeschmack zeigt sich die Vielseitigkeit des Musikers.
Wer ihn live erleben will, kommt am besten am 30. August zum Alten Wall. Dort spielt er mit dem Floodgate Brass Sextett – natürlich wieder das eher selten zu sehende Sousaphon.
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