Wie aus einer Bierlaune das Brauhaus Joh. Albrecht wurde
Im März 2026 wird das bekannte und beliebte Brauhaus am Alten Wall 38 wiedereröffnet, wir schauen hier auf die spannende Entstehungsgeschichte.
Dass aus einer launigen Idee beim Bier erfolgreiche Konzepte entstehen können, beweist diese Geschichte. 1989 saßen der gelernte Koch und Betriebswirt Detlef Lotte und der Diplom-Brauer Stefan Soiné zusammen und schmiedeten Pläne. Die beiden, fest verwurzelt in der Gastronomie und der Braukunst, hatten eine Vision: ein Gasthaus, in dem Bier direkt vor Ort gebraut und mit viel Liebe zum Detail frisch gekocht werden sollte.
„Wir wollten nie nur ein Restaurant oder nur eine Brauerei sein, sondern von Anfang an große Einheiten von Gastro-Betrieben aufbauen“, erinnert sich Detlef Lotte.
Die Idee nahm schnell Fahrt auf – nicht zuletzt dank eines ungewöhnlichen Kontakts: Die schwedische Pripps Brauerei überlegte damals, eine Großbrauerei in Deutschland zu übernehmen. Aus dem Austausch entstand eine Partnerschaft, und als Hommage an einen der Pripps-Gründer entschieden sich Lotte und Soiné für den Namen Johann Albrecht. Durch eine glückliche Fügung wurde Detlef Lotte eine Fläche angeboten, die noch im Rohbau war. Genau dort – am Alten Wall 38 – eröffnete das erste Brauhaus 1991. Als Art-Invest Real Estate das später Gebäude kaufte, hatte das Brauhaus noch acht Jahre Mietvertrag. Man verständigte sich auf einen Kompromiss: Während das Gebäude saniert und revitalisiert wurde, zog die Brauerei aus, mit dem Wissen nach Fertigstellung des Gebäudes wieder an den alten Ort zurückkehren zu können.
„Mit Art-Invest gab es von Beginn an ein sehr einvernehmliches Verhältnis. Wir konnten über alles sprechen und haben gegenseitig Respekt voreinander. Das ist nicht immer so“, sagt Detlef Lotte.
Gasthauskultur mit Zukunft
33 Jahre nach Eröffnung des ersten Standortes gibt es Brauhaus Joh. Albrecht nicht nur in Hamburg, sondern auch in Soltau, Bielefeld, Düsseldorf und Konstanz. Überall gilt das gleiche Prinzip: handwerklich gebraute Biere und klassisch-moderne Wirtshausküche.“ Der Speisenanteil macht über 50% des Geschäftes aus.
Die Hausbiere Messing (hopfig-herb-hell) und Kupfer (malzig-mild-dunkel) sind längst Klassiker, ergänzt durch regionale Spezialitäten und wechselnde Saison-Kreationen wie Bock-, Weizen- oder Hanfbiere. „Die Rezepte sind überall gleich“, erklärt Detlef Lotte. „Aber weil Wasserqualität nie identisch ist, schmeckt das Bier an jedem Standort ein bisschen anders.“ Übrigens beteiligt sich das Brauhaus auch am Gemeinschaftsprojekt Hamburger Senatsbock, das kräftige Bier wird traditionell nach Weihnachten gebraut und gerne in der Zeit des Hamburger Schietwetters getrunken.
Im März 2026 startet das Hamburger Stammhaus in 1a-Lage in unmittelbarer Nähe des Hamburger Rathauses neu durch – mit einem Konzept, das Tradition und Zeitgeist auf charmante Weise verbindet. Das Gastraum wird über einen lichtdurchfluteten Wintergarten verfügen, alte Möbel werden liebevoll aufgearbeitet und mit modernen Elementen kombiniert, um eine einzigartige Wohlfühl-Atmosphäre zu schaffen. Die neue Bieranlage wird aus Edelstahl sein und dem neuesten Standard entsprechen, die Speisekarte bekommt ein Update: mehr vegetarische und vegane Optionen, regionale Zutaten und zeitgemäße Gerichte, die den aktuellen Gesundheitstrends entsprechen.
„Wir wollen traditionell mit modernem Touch verbinden“, sagt Victoria Lotte-Weber, die heute mit ihrem Vater das Familienunternehmen führt. Natürlich ist die Neuerfindung des Brauhauses in Hamburg mitunter Anlass für Diskussionen zwischen ihr und ihrem Vater, der dem Standort Hamburg emotional besonders verbunden ist. „Aber wir finden immer gemeinsam gute Lösungen“, kommentiert Detlef Lotte.
Ein Ort für Debatten dürfte das Brauhaus Joh. Albrecht in Hamburg bleiben, zieht doch in das Gebäude das Haus der Bürgerschaft. Die Hamburgische Bürgerschaft hat 2023 alle Büroetagen und Teile des Erdgeschosses mit einem langfristigen Mietvertrag angemietet. Im künftigen Haus der Bürgerschaft werden die Landtagsverwaltung und die Fraktionen unter einem Dach arbeiten. Und da dürften so einige aus dem Hamburger Politikbetrieb schon mal ein Feierabend-Bier im Brauhaus trinken.
Bier, das verbindet – Menschen, die bleiben
Dass man im Brauhaus weiß, wie man Menschen bindet, beweist nicht nur ein treuer Stammkundenkreis, sondern auch die Rückkehr des ehemaligen Küchenchefs, der bereits 25 Jahre am Alten Wall im Brauhaus gearbeitet hat. Auch viele internationale Gäste, die früher über ihre Hotels das Brauhaus entdeckt haben, dürften wiederkommen. Das Brauhaus Joh. Albrecht ist einfach ein einmaliger Ort und quasi eine Institution im Herzen der Hansestadt, um ungezwungen an fast allen Tagen im Jahr eine entspannte Zeit zu verbringen.
Und es schließt sich ein Kreis: Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg stand an genau dieser Stelle der „Dortmunder Pavillon“. Nun kehren die „Dortmunder“ zurück – mit mehr Erfahrung, größerer Leidenschaft und einer Vision, die heute aktueller ist denn je: ein Ort, an dem gutes Bier, ehrliche Küche und lebendige Gastfreundschaft Menschen zusammenbringt.
„Man muss Bier lieben, um ein Brauhaus zu führen“, sagt Detlef Lotte mit einem Augenzwinkern. „Und das tun wir – seit über 30 Jahren.“
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