The Hoxton Hotelgründer Sharan Pasricha: „Ich habe immer geglaubt, dass Gastfreundschaft mehr mit Seele als mit Glanz zu tun hat“

The Hoxton Hotelgründer Sharan Pasricha: „Ich habe immer geglaubt, dass Gastfreundschaft mehr mit Seele als mit Glanz zu tun hat“ 1707 2560 Verena Liebeck
#behind­the­s­cenes

The Hoxton Hotelgründer Sharan Pasricha: „Ich habe immer geglaubt, dass Gastfreundschaft mehr mit Seele als mit Glanz zu tun hat“

20.September 2025

Voraus­sichtlich Ende 2026 wird die Hotel­marke The Hoxton am ehema­ligen Standort des Sofitels in Hamburg an den Start gehen.

Am Alten Wall 40 entsteht u.a. das neue Hotel The Hoxton. Sharan Pasricha ist der Gründer von The Hoxton. Er wuchs in Indien auf und kam mit 15 nach London. Er gründete das Hotel- und Betrei­ber­un­ter­nehmen Ennismore, zu dem auch The Hoxton gehört, und ist Co-CEO von Ennismore. Wir hatten die Gelegenheit, mit ihm über das besondere Konzept von The Hoxton zu sprechen.

Mr. Pasricha, jemand hat Sie den heißesten Hotelier der Welt genannt. Sie wurden sogar als „Member of the Order of the British Empire“ (MBE) ausge­zeichnet. Was können Menschen, die ins Hotel­ge­schäft einsteigen wollen, von Ihnen lernen?

Sharan Pasricha: Ich weiß das Kompliment zu schätzen, aber ich würde sagen, dass jede Anerkennung, die ich erhalten habe – einschließlich meines MBE –, das Ergebnis der Teams ist, mit denen ich das Privileg hatte zu arbeiten, und der Werte, die wir in unseren Unter­nehmen verankert haben. Ich habe immer geglaubt, dass Gastfreund­schaft mehr mit Seele als mit Glanz zu tun hat.

Ich hoffe, Menschen können aus meinem Werdegang mitnehmen, dass dieses Geschäft im Kern vom Geschich­ten­er­zählen durch Design, Erlebnis und Service lebt. Ob es sich um ein 300 Jahre altes Stadthaus oder ein brand­neues Stadt­hotel handelt – was wir gestalten, ist ein Lifestyle, nicht nur ein Ort zum Schlafen. Jedes Detail zählt: vom Duft im Flur bis zur Playlist in der Bar. Wir achten auf diese Details, weil sie gespürt, bemerkt und in Erinnerung behalten werden – sie prägen die Gästeerfahrung.

Was ist für den Erfolg einer Hotel­marke entscheidend?

Sharan Pasricha: Was eine erfolg­reiche Marke auszeichnet, ist der kompro­misslose Fokus auf Erlebnis und Design, unter­stützt durch exzel­lenten Service. Das bedeutet, akribisch auf Details zu achten und gleich­zeitig flexibel, innovativ und kreativ zu bleiben. Es bedeutet auch, mutig genug zu sein, Branchen­stan­dards in Frage zu stellen – sei es durch die Auflösung der Grenzen zwischen Mitglie­der­clubs und Hotels, durch die Gestaltung sozialer Räume, die Menschen wirklich mitein­ander verbinden, oder durch die Priori­sierung von Kreati­vität und Emotion vor Konvention.

Am Ende ist Gastfreund­schaft ein menschen­zen­triertes Geschäft. Man muss seine Gäste wirklich verstehen, für sie mit Bedacht gestalten und konse­quent liefern. Das ist es, was Marken­liebe und langfristige Loyalität schafft.

Ihre Hotel­gruppe Ennismore wächst rasant. Wie wichtig ist es, dass die Hotels von Gründern geführt werden?

Sharan Pasricha: Der Gründer­geist ist ein entschei­dender Teil dessen, was Ennismore so unver­wech­selbar macht. Ein großer Vorteil von Gründer-Marken ist, dass sie oft einem klaren Leitstern folgen – einem starken Impuls für Sinn, Leiden­schaft und Authen­ti­zität, der jede Entscheidung beein­flusst, vom Design bis zur Gäste­er­fahrung. Eine solche Vision ist ungemein kraftvoll, und wir arbeiten intensiv daran, sie zu bewahren und zu feiern.

Wo unsere Marken keinen Gründer haben, übernehme ich die Rolle des „Brand Guardians“, um den Geist dieser Vision aufrecht­zu­er­halten. Darüber hinaus haben wir das Glück, hochmo­ti­vierte und leiden­schaft­liche Brand-Teams zu haben, die volle Verant­wortung übernehmen. Sie leben und atmen die Marke, schützen ihre Identität und treiben sie gleich­zeitig voran.

Sie wurden in Indien geboren und zogen als Teenager nach London. Inwiefern hilft ein inter­kul­tu­reller Hinter­grund in Ihrem Geschäft?

Sharan Pasricha: Ein inter­kul­tu­reller Hinter­grund war für meine geschäft­liche Heran­ge­hens­weise von unschätz­barem Wert. In Indien aufzu­wachsen und mit 15 Jahren nach London zu ziehen, gab mir früh ein Verständnis dafür, wie unter­schied­liche Kulturen funktio­nieren – nicht nur in Bezug auf Geschmack oder Stil, sondern auch darauf, wie Menschen denken, sich verbinden und die Welt erleben.

Im Gastge­werbe ist das entscheidend. Es gibt univer­selle Dinge, die Gäste suchen – echte Verbun­denheit, großar­tiges Design, ein Gefühl der Zugehö­rigkeit –, aber diese lassen sich auf unglaublich vielfältige Weise ausdrücken. Mit einer globalen Denkweise können wir Marken schaffen, die kulturell relevant und tief lokal verankert sind, während sie eine starke, einheit­liche Identität behalten. Anpas­sungs­fä­higkeit ist entscheidend – ebenso wie das Verständnis und der Respekt für verschiedene Kulturen, Erwar­tungen und Rhythmen. Das hat uns geholfen, inter­na­tional zu expan­dieren, ohne das Wesen dessen zu verlieren, was jede Marke besonders macht.

Sie bauen Lifestyle-Hotel­lerie im großen Maßstab auf. Was ist das Allein­stel­lungs­merkmal dieser Positionierung?

Sharan Pasricha: Das Allein­stel­lungs­merkmal von Ennismore liegt darin, Marken mit einer klaren Identität und einem klaren Sinn zu schaffen – nicht bloß Hotels. Jede Marke hat eine starke Vision, die alles bestimmt, vom Design bis zur Gäste­er­fahrung. Um erfolg­reich zu wachsen, achten wir darauf, dass jedes Hotel mit Blick auf die lokale Gemein­schaft, Kultur und Geschichte entwi­ckelt wird, unter­stützt durch globale Teams, die für Konsistenz sorgen, aber gleich­zeitig lokale Anpas­sungen ermög­lichen. Diese Mischung aus Kreati­vität, Struktur und Flexi­bi­lität macht uns besonders.

In Deutschland sind in den letzten Jahren viele Boutique-Hotels mit gutem Design und schicken Restau­rants entstanden, um sich von tradi­tio­nellen Hotels abzuheben. Wie unter­scheiden sich The Hoxton von diesen Design-Boutique-Hotels?

Sharan Pasricha: Design ist für uns nur der Ausgangs­punkt. Was The Hoxton unter­scheidet, ist, dass jedes Haus einen eigenen Charakter hat – gestaltet von AIME, unserem hausei­genen Design­studio, das die Marke in- und auswendig kennt. Doch The Hoxton dreht sich nicht allein um das Interieur. Jedes Detail wird sorgfältig bedacht – von Licht und Musik bis hin zum Papier der Speise­karte und dem Duft in jedem Raum. Alles ist sorgfältig kuratiert.

Über Look & Feel hinaus ist es die Energie und das Erlebnis, die uns definieren. Durch lokale Programme, kultu­relle Koope­ra­tionen und eine lebendige Hotel­lobby-Kultur schaffen wir Orte, die wirklich mit ihrem Viertel verbunden sind.

The Hoxton soll in Hamburg Ende 2026 eröffnet werden. Sie vermarkten die Marke als „Open-House-Hotel“. Was bedeutet das?

Sharan Pasricha: Jedes Hoxton spiegelt das Viertel wider, zu dem es gehört. Jede Immobilie hat eine eigene Identität, sorgfältig gestaltet, um lokal und inklusiv zu wirken – wie ein „offenes Haus“. Wir glauben an eine persön­liche Heran­ge­hens­weise, nicht an eine Einheits­lösung. Ob in Paris, Florenz oder Hamburg: Man erlebt denselben Hoxton-Spirit, aber immer mit einer Handschrift, die zur jewei­ligen Stadt passt – mit heraus­ra­genden Restau­rants und Bars, die einen vom Tag bis in die Nacht hinein anziehen.

Wir schaffen offene, einla­dende Räume für alle. Unsere Lobbys sind wie Wohnzimmer gestaltet, in denen sich Einhei­mische und Gäste ganz natürlich mischen. Dazu kommt unser Inhouse-Designteam, kuratiertes Kultur­pro­gramm und ein Team, dem die Gäste­er­fahrung wirklich am Herzen liegt – das ist es, was The Hoxton ausmacht.

Das Konzept, sowohl Hotel­gäste als auch Einhei­mische anzuziehen, ist in Deutschland noch recht neu. Wie stellen Sie sicher, dass sie zu Ihnen kommen und nicht in ein anderes angesagtes Restaurant gehen?

Sharan Pasricha: Einhei­mische in unsere Räume zu bringen, ist der Kern unseres Tuns. In Märkten wie Deutschland, wo sich diese Idee noch entwi­ckelt, ist das eine große Chance. Wir entwi­ckeln sorgfältig authen­tische und kulturell relevante F&B-Konzepte, die entspannt und zugleich besonders wirken – Orte, die Einhei­mische für ein entspanntes Abend­essen unter der Woche oder einen Freitag­abend wählen würden. Unsere Menüs sind bewusst unkom­pli­ziert und dennoch einprägsam, was erklärt, warum Gäste immer wieder zurückkehren.

Ebenso entscheidend ist es, die richtige Atmosphäre zu schaffen. Von Musik und Beleuchtung bis hin zur Energie und dem Publikum – wir achten bewusst darauf, einen leben­digen und einla­denden Ort zu gestalten. Wir bringen dies zum Leben durch lokale Programme, Koope­ra­tionen, Gastkoch-Pop-ups oder kultu­relle Events – es gibt immer etwas, das mit dem Viertel verbunden ist. Die Kombi­nation aus hervor­ra­gendem Essen, durch­dachtem Design und echter Verbun­denheit sorgt dafür, dass Gäste wie Einhei­mische immer wiederkommen.

Wir haben gehört, dass Ihre Gruppe derzeit rund 180 Hotels hat und 140 in Planung sind. Wie viele Hotels braucht die Welt überhaupt?

Sharan Pasricha: Menschen sehnen sich nach Erleb­nissen – und durch­dachte, gut gestaltete Gastfreund­schaft mit kultu­rellem Bezug wird immer relevant bleiben. Reisende suchen heute nach einem Gefühl von Ort, Gemein­schaft und echter Verbindung. Genau diese Art von Gastfreund­schaft wollen wir entwi­ckeln – nicht einfach mehr Hotels, sondern bessere, in denen Menschen wirklich gerne Zeit verbringen.

Für uns geht es darum, Desti­na­tionen zu schaffen, nicht bloß Unter­künfte. Hotels, die Entde­ckung inspi­rieren, Kreati­vität anregen und das Wohlbe­finden fördern – wie wir es mit Our Habitas und Delano tun. Orte, die dazu einladen, langsamer zu werden, Verbin­dungen zu knüpfen und in etwas Authen­ti­sches einzu­tauchen. Das ist die Zukunft der Gastfreund­schaft, an die wir glauben: nicht mehr Hotels, sondern bessere.

Weitere Infos:

https://ennismore.com/