Neue Ausstellung im Bucerius Kunst Forum: KINDER, KINDER! ZWISCHEN REPRÄSENTATION UND WIRKLICHKEIT

Neue Ausstellung im Bucerius Kunst Forum: KINDER, KINDER! ZWISCHEN REPRÄSENTATION UND WIRKLICHKEIT 2028 2560 Verena Liebeck
#kunst­i­mal­tenwall

Neue Ausstellung im Bucerius Kunst Forum: KINDER, KINDER! ZWISCHEN REPRÄSENTATION UND WIRKLICHKEIT

21.November 2025

Nicolas Maes, Bildnis eines Knaben im Kostüm des Adonis,
ca. 1670 © Gemäl­de­ga­lerie der Akademie der
bildenden Künste Wien

Vom 28. NOVEMBER 2025 bis 6. APRIL 2026 zeigt das renom­mierte Ausstel­lungshaus die Darstellung von Kindern in der Kunst vom 16. bis zum 21. Jahrhundert.

Zum Ende des Jahres erwartet Kunst-Fans noch ein beson­deres Highlight: In sechs Kapiteln nähert sich das Bucerius Kunst Forum am Alten Wall aus unter­schied­lichen Perspek­tiven der Darstellung von Kindern zwischen dem 16. bis 21. Jahrhundert. Neben Gemälden werden auch Fotografien, Arbeiten auf Papier, Druck­gra­fiken, Medien­kunst und Skulp­turen zu sehen sein.

In der Ausstellung werden unter anderem Werke von Tizian, Anthonis van Dyck, Oskar Kokoschka, Paula Modersohn-Becker, Nobuyoshi Araki, Thomas Lawrence, Joshua Reynolds, Rineke Dijkstra, Judith Leyster, Christoph Amberger, Gerhard Richter uvm. gezeigt.

Der Facet­ten­reichtum der Ausstellung beleuchtet die vielfäl­tigen Perspek­tiven und Funktionen von Kinder­bildern über die Jahrhun­derte hinweg. Ob als Symbol von Macht und Herrschaft, als Ausdruck von Mitgefühl oder als Moment­auf­nahmen glück­licher und trauriger Kindheiten: Die Darstel­lungen zeugen vom Wandel des Verständ­nisses vom Kindsein über die Jahrhun­derte und verdeut­lichen gleich­zeitig die Bedeutung der Lebens­phase Kindheit.

Thomas Lawrence, Bildnis der Kinder des Lord George Cavendish, 1790, Städel Museum, Frankfurt am Main, Dauer­leihgabe der Adolf und Luisa Haeuser-Stiftung für Kunst und Kulturpflege

Joshua Reynolds, Master Crewe als Heninrich VIII, ca. 1775

Bei dem Thema Kinder­bilder spiegeln sich in beson­derer Weise die Werte- und Normvor­stel­lungen einer Gesell­schaft und deren Wandel wider. So lassen sich anhand dieses Sujets etwa gesell­schaft­liche Struk­turen und Macht­ver­hält­nisse ablesen. Herkunft, Status und mitunter auch das Geschlecht spielen hierbei eine wichtige Rolle. Dabei haben sich über Jahrhun­derte hinweg gesell­schaft­liche Gruppen in der Insze­nierung ihrer Kinder gegen­seitig beein­flusst und zugleich ihre eigenen Darstel­lungen angepasst. Wie Kinder heute in der bildenden Kunst gezeigt werden, hängt also auch immer mit der Rezeption von Kinder­bildern aus früheren Zeiten zusammen.

Die Ausstellung legt solche Querver­weise und Prägungen der Vergan­genheit bis heute offen und stellt dabei auch wieder­keh­rende Muster fest. Sie beginnt mit der Präsen­tation von Madon­nen­dar­stel­lungen, in welchen die Vorstel­lungen von Mutter-Kind-Bezie­hungen und ihr Einfluss über Jahrhun­derte hinweg deutlich wird. Der Vater hingegen tritt meist in den Hinter­grund. Erst wenn es darum geht, den Stamm­halter der Familie vorzu­stellen, zeigen sich die Väter stolz und bewusst an der Seite ihres jungen Nachwuchses. Bis in die Moderne sind intime Vater-Kind-Bilder eine Seltenheit.

Wie sich die Darstellung von Kindern über die Jahrhun­derte verändert hat, wird im Beson­deren durch das Kinder­to­ten­porträt deutlich. Früher waren Bildnisse verstor­bener Kinder neben Toten­masken das einzige Mittel, um sie in Erinnerung zu bewahren. Heute erfolgt das Gedenken auf andere Weise – beispiels­weise durch lebensnahe Fotografien, welche Kinder in glück­lichen Lebens­si­tua­tionen zeigen.

Der gravie­rendste Wandel, der von einer anderen Auffassung und Definition von Kindheit zeugt, fand Ende des 17. Jahrhun­derts und im 18. Jahrhundert statt. Nun gestand die Gesell­schaft Kindern eine möglichst naturnahe Entwicklung zu – möglichst abseits der Welt der Erwach­senen. Auch das Kinder­zimmer erlangte zunehmend an Bedeutung, und Spielzeug sowie spezielle Kinder­li­te­ratur wurden als grund­le­gende Elemente seiner Ausstattung betrachtet. So gehört das Thema „Kindsein” in der bildenden Kunst bis heute zu den belieb­testen Bildthemen: Sich-Auspro­bieren, an die Grenzen gehen, Zeichnen, Spiel und Mitein­ander sind prägend für die wichtigste Lebens­phase des Menschen.

Friedrich Seiden­stücker, In Nachlass­sachen seines Vaters, um 1950, Pinakothek der Moderne, München, Stiftung Ann und Jürgen Wilde © Stiftung Ann und Jürgen Wilde, Bayerische Staats­ge­mäl­de­samm­lungen, München

Rineke Dijkstra, Julia, Amsterdam, 7. März 2022, 2022, Maurit­shuis, Konin­klijk Kabinet van Schil­de­rijen, Den Haag © Rineke Dijkstra / Galerie Max Hetzler

Kindge­recht: Mit dem Entde­ckungs­koffer durch die Ausstellung

Erstmals zu dieser Ausstellung steht den jungen Besucher:innen ein Entde­ckungs­koffer für den Besuch zur Verfügung, der kostenfrei and der Kasse oder Garderobe ausge­liehen werden kann. Der Koffer bietet Kunstentdecker:innen im Grund­schul­alter die Möglichkeit, Kunst auf spiele­rische Weise zu erleben und enthält verschiedene Sehwerk­zeuge und Materialien. Fernrohr, Farbbrille, Prisma und Lupe laden dazu ein, die Ausstellung und das Haus auf eigene Faust zu erkunden. Zu den Inhalten gehören zudem spannende Aufgaben, welche die Aufmerk­samkeit auf Details in der Kunst lenken. So erfahren sie spiele­risch mehr über die Kunst, setzen sich aktiv mit den Werken ausein­ander und entwi­ckeln eigene Perspek­tiven dazu.

Die Ausstellung wird gefördert von: Hauck Aufhäuser Lampe, Lampe Asset Management, Hapag-Lloyd Stiftung und Stiftung Kinderjahre

 Weitere Infos und Tickets:

https://www.buceriuskunstforum.de/