The Hoxton Hotelgründer Sharan Pasricha: „Ich habe immer geglaubt, dass Gastfreundschaft mehr mit Seele als mit Glanz zu tun hat“
Voraussichtlich Ende 2026 wird die Hotelmarke The Hoxton am ehemaligen Standort des Sofitels in Hamburg an den Start gehen.
Am Alten Wall 40 entsteht u.a. das neue Hotel The Hoxton. Sharan Pasricha ist der Gründer von The Hoxton. Er wuchs in Indien auf und kam mit 15 nach London. Er gründete das Hotel- und Betreiberunternehmen Ennismore, zu dem auch The Hoxton gehört, und ist Co-CEO von Ennismore. Wir hatten die Gelegenheit, mit ihm über das besondere Konzept von The Hoxton zu sprechen.
Mr. Pasricha, jemand hat Sie den heißesten Hotelier der Welt genannt. Sie wurden sogar als „Member of the Order of the British Empire“ (MBE) ausgezeichnet. Was können Menschen, die ins Hotelgeschäft einsteigen wollen, von Ihnen lernen?
Sharan Pasricha: Ich weiß das Kompliment zu schätzen, aber ich würde sagen, dass jede Anerkennung, die ich erhalten habe – einschließlich meines MBE –, das Ergebnis der Teams ist, mit denen ich das Privileg hatte zu arbeiten, und der Werte, die wir in unseren Unternehmen verankert haben. Ich habe immer geglaubt, dass Gastfreundschaft mehr mit Seele als mit Glanz zu tun hat.
Ich hoffe, Menschen können aus meinem Werdegang mitnehmen, dass dieses Geschäft im Kern vom Geschichtenerzählen durch Design, Erlebnis und Service lebt. Ob es sich um ein 300 Jahre altes Stadthaus oder ein brandneues Stadthotel handelt – was wir gestalten, ist ein Lifestyle, nicht nur ein Ort zum Schlafen. Jedes Detail zählt: vom Duft im Flur bis zur Playlist in der Bar. Wir achten auf diese Details, weil sie gespürt, bemerkt und in Erinnerung behalten werden – sie prägen die Gästeerfahrung.
Was ist für den Erfolg einer Hotelmarke entscheidend?
Sharan Pasricha: Was eine erfolgreiche Marke auszeichnet, ist der kompromisslose Fokus auf Erlebnis und Design, unterstützt durch exzellenten Service. Das bedeutet, akribisch auf Details zu achten und gleichzeitig flexibel, innovativ und kreativ zu bleiben. Es bedeutet auch, mutig genug zu sein, Branchenstandards in Frage zu stellen – sei es durch die Auflösung der Grenzen zwischen Mitgliederclubs und Hotels, durch die Gestaltung sozialer Räume, die Menschen wirklich miteinander verbinden, oder durch die Priorisierung von Kreativität und Emotion vor Konvention.
Am Ende ist Gastfreundschaft ein menschenzentriertes Geschäft. Man muss seine Gäste wirklich verstehen, für sie mit Bedacht gestalten und konsequent liefern. Das ist es, was Markenliebe und langfristige Loyalität schafft.
Ihre Hotelgruppe Ennismore wächst rasant. Wie wichtig ist es, dass die Hotels von Gründern geführt werden?
Sharan Pasricha: Der Gründergeist ist ein entscheidender Teil dessen, was Ennismore so unverwechselbar macht. Ein großer Vorteil von Gründer-Marken ist, dass sie oft einem klaren Leitstern folgen – einem starken Impuls für Sinn, Leidenschaft und Authentizität, der jede Entscheidung beeinflusst, vom Design bis zur Gästeerfahrung. Eine solche Vision ist ungemein kraftvoll, und wir arbeiten intensiv daran, sie zu bewahren und zu feiern.
Wo unsere Marken keinen Gründer haben, übernehme ich die Rolle des „Brand Guardians“, um den Geist dieser Vision aufrechtzuerhalten. Darüber hinaus haben wir das Glück, hochmotivierte und leidenschaftliche Brand-Teams zu haben, die volle Verantwortung übernehmen. Sie leben und atmen die Marke, schützen ihre Identität und treiben sie gleichzeitig voran.

Sie wurden in Indien geboren und zogen als Teenager nach London. Inwiefern hilft ein interkultureller Hintergrund in Ihrem Geschäft?
Sharan Pasricha: Ein interkultureller Hintergrund war für meine geschäftliche Herangehensweise von unschätzbarem Wert. In Indien aufzuwachsen und mit 15 Jahren nach London zu ziehen, gab mir früh ein Verständnis dafür, wie unterschiedliche Kulturen funktionieren – nicht nur in Bezug auf Geschmack oder Stil, sondern auch darauf, wie Menschen denken, sich verbinden und die Welt erleben.
Im Gastgewerbe ist das entscheidend. Es gibt universelle Dinge, die Gäste suchen – echte Verbundenheit, großartiges Design, ein Gefühl der Zugehörigkeit –, aber diese lassen sich auf unglaublich vielfältige Weise ausdrücken. Mit einer globalen Denkweise können wir Marken schaffen, die kulturell relevant und tief lokal verankert sind, während sie eine starke, einheitliche Identität behalten. Anpassungsfähigkeit ist entscheidend – ebenso wie das Verständnis und der Respekt für verschiedene Kulturen, Erwartungen und Rhythmen. Das hat uns geholfen, international zu expandieren, ohne das Wesen dessen zu verlieren, was jede Marke besonders macht.
Sie bauen Lifestyle-Hotellerie im großen Maßstab auf. Was ist das Alleinstellungsmerkmal dieser Positionierung?
Sharan Pasricha: Das Alleinstellungsmerkmal von Ennismore liegt darin, Marken mit einer klaren Identität und einem klaren Sinn zu schaffen – nicht bloß Hotels. Jede Marke hat eine starke Vision, die alles bestimmt, vom Design bis zur Gästeerfahrung. Um erfolgreich zu wachsen, achten wir darauf, dass jedes Hotel mit Blick auf die lokale Gemeinschaft, Kultur und Geschichte entwickelt wird, unterstützt durch globale Teams, die für Konsistenz sorgen, aber gleichzeitig lokale Anpassungen ermöglichen. Diese Mischung aus Kreativität, Struktur und Flexibilität macht uns besonders.

In Deutschland sind in den letzten Jahren viele Boutique-Hotels mit gutem Design und schicken Restaurants entstanden, um sich von traditionellen Hotels abzuheben. Wie unterscheiden sich The Hoxton von diesen Design-Boutique-Hotels?
Sharan Pasricha: Design ist für uns nur der Ausgangspunkt. Was The Hoxton unterscheidet, ist, dass jedes Haus einen eigenen Charakter hat – gestaltet von AIME, unserem hauseigenen Designstudio, das die Marke in- und auswendig kennt. Doch The Hoxton dreht sich nicht allein um das Interieur. Jedes Detail wird sorgfältig bedacht – von Licht und Musik bis hin zum Papier der Speisekarte und dem Duft in jedem Raum. Alles ist sorgfältig kuratiert.
Über Look & Feel hinaus ist es die Energie und das Erlebnis, die uns definieren. Durch lokale Programme, kulturelle Kooperationen und eine lebendige Hotellobby-Kultur schaffen wir Orte, die wirklich mit ihrem Viertel verbunden sind.
The Hoxton soll in Hamburg Ende 2026 eröffnet werden. Sie vermarkten die Marke als „Open-House-Hotel“. Was bedeutet das?
Sharan Pasricha: Jedes Hoxton spiegelt das Viertel wider, zu dem es gehört. Jede Immobilie hat eine eigene Identität, sorgfältig gestaltet, um lokal und inklusiv zu wirken – wie ein „offenes Haus“. Wir glauben an eine persönliche Herangehensweise, nicht an eine Einheitslösung. Ob in Paris, Florenz oder Hamburg: Man erlebt denselben Hoxton-Spirit, aber immer mit einer Handschrift, die zur jeweiligen Stadt passt – mit herausragenden Restaurants und Bars, die einen vom Tag bis in die Nacht hinein anziehen.
Wir schaffen offene, einladende Räume für alle. Unsere Lobbys sind wie Wohnzimmer gestaltet, in denen sich Einheimische und Gäste ganz natürlich mischen. Dazu kommt unser Inhouse-Designteam, kuratiertes Kulturprogramm und ein Team, dem die Gästeerfahrung wirklich am Herzen liegt – das ist es, was The Hoxton ausmacht.
Das Konzept, sowohl Hotelgäste als auch Einheimische anzuziehen, ist in Deutschland noch recht neu. Wie stellen Sie sicher, dass sie zu Ihnen kommen und nicht in ein anderes angesagtes Restaurant gehen?
Sharan Pasricha: Einheimische in unsere Räume zu bringen, ist der Kern unseres Tuns. In Märkten wie Deutschland, wo sich diese Idee noch entwickelt, ist das eine große Chance. Wir entwickeln sorgfältig authentische und kulturell relevante F&B-Konzepte, die entspannt und zugleich besonders wirken – Orte, die Einheimische für ein entspanntes Abendessen unter der Woche oder einen Freitagabend wählen würden. Unsere Menüs sind bewusst unkompliziert und dennoch einprägsam, was erklärt, warum Gäste immer wieder zurückkehren.
Ebenso entscheidend ist es, die richtige Atmosphäre zu schaffen. Von Musik und Beleuchtung bis hin zur Energie und dem Publikum – wir achten bewusst darauf, einen lebendigen und einladenden Ort zu gestalten. Wir bringen dies zum Leben durch lokale Programme, Kooperationen, Gastkoch-Pop-ups oder kulturelle Events – es gibt immer etwas, das mit dem Viertel verbunden ist. Die Kombination aus hervorragendem Essen, durchdachtem Design und echter Verbundenheit sorgt dafür, dass Gäste wie Einheimische immer wiederkommen.
Wir haben gehört, dass Ihre Gruppe derzeit rund 180 Hotels hat und 140 in Planung sind. Wie viele Hotels braucht die Welt überhaupt?
Sharan Pasricha: Menschen sehnen sich nach Erlebnissen – und durchdachte, gut gestaltete Gastfreundschaft mit kulturellem Bezug wird immer relevant bleiben. Reisende suchen heute nach einem Gefühl von Ort, Gemeinschaft und echter Verbindung. Genau diese Art von Gastfreundschaft wollen wir entwickeln – nicht einfach mehr Hotels, sondern bessere, in denen Menschen wirklich gerne Zeit verbringen.
Für uns geht es darum, Destinationen zu schaffen, nicht bloß Unterkünfte. Hotels, die Entdeckung inspirieren, Kreativität anregen und das Wohlbefinden fördern – wie wir es mit Our Habitas und Delano tun. Orte, die dazu einladen, langsamer zu werden, Verbindungen zu knüpfen und in etwas Authentisches einzutauchen. Das ist die Zukunft der Gastfreundschaft, an die wir glauben: nicht mehr Hotels, sondern bessere.
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